UNEL

"Dress for success" nennt sich eine internationale Vereinigung mit der die Arbeitsagentur ADEM zusammenarbeitet und arbeitssuchenden Frauen den (Wieder-)Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern soll. Anstatt das Problem struktureller Arbeitslosigkeit von Frauen bei der Wurzel zu packen, soll jetzt anscheinend Arbeitslosigkeit mit stereotypischen, sexistischen Äußerlichkeiten bekämpft werden.

 

Um ihre Chancen bei Vorstellungsgesprächen zu verbessern, sollen Selbstbewusstsein und Motivation der Frauen angekurbelt werden, was größtenteils durch eine äußerliche Veränderung erreicht werden soll. Durch „adäquate“ Kleidung (die von „Dress for Success“ auch bereitgestellt wird) und „konformes“ Auftreten sollen die Frauen dem potenziellen Arbeitsgeber gefallen. Statt geltend zu machen, dass Frauen auf Grund ihrer Fähigkeiten beurteilt und eingestellt werden sollten, steht wieder nur die äußere Erscheinung und eine besonders gekonnte Vermarktung der Frauen an den (meist männlichen) Arbeitgeber im Vordergrund. So werden Frauen auf ihr Aussehen und Auftreten reduziert, welches augenscheinlich ihre einzige verbesserungsfähige Eigenschaft darstellt. Problemlösung nach dem Motto: (Staats)hilfe für schöne, selbstsichere Frauen! Kann man diese Voraussetzungen nicht erfüllen, hat man sich wohl nicht genug angepasst, um Unterstützung zu verdienen.  

Die Initiative gibt als Ziel die Ermächtigung von Frauen und die Gleichberechtigung der Geschlechter an. In Wahrheit basiert sie jedoch auf strukturellem Sexismus und endet in der Verstärkung elitärer, westlicher und genderbinärer Normen, sowie latenter Transphobie. Frauen sollte hier, so „Dress for Success“, die Möglichkeit gegeben werden, aus dem „Teufelskreis der Armut auszubrechen“ indem sie u.a. ein schickes Outfit der Oberschicht anziehen. Allerdings wird weder auf die anderen Ursachen und Probleme von arbeitslosen Frauen eingegangen, wie zum Beispiel fehlende Unterstützung bei der Kindererziehung oder strukturelle Diskriminierung auf Grund von Herkunft, noch gibt es eine kritische Auseinandersetzung mit dem Zielpublikum „Frau“. Diese wird augenscheinlich unhinterfragt in ein genderbinäres „business attire“ inklusive Accessoires gekleidet und in High heels zum Vorstellungsgespräch geschubst. Hiermit privilegiert dieses Programm eine Gruppe Frauen, die dem klassistischen, westlichen Maßstab entspricht auf Kosten derjenigen, die aus strukturellen Ursachen weniger anpassungsfähig sind - dabei ist gerade deren Zugang zu Arbeit am schwersten beeinträchtigt. Mit freundlicher Unterstützung von Vater Staat, kommt es zu einer weiteren Marginalisierung derer, die sich sowieso schon am Rande der Gesellschaft befinden. 

So verstärken Initiativen wie "Dress for success" den Teufelskreis von Alltags-Sexismus, Diskriminierung und Exklusion. Jedoch muss es in unserer Gesellschaft auch Platz geben für Trans*Menschen, für Frauen die nicht den engen Vorstellungen von Weiblichkeit entsprechen können oder wollen und für alle, die über simple Makeover hinaus Unterstützung brauchen, und den gesellschaftlich normativen Rahmen sprengen. Alles andere ist reine Kosmetik.